Studienabschlüsse und künftiges Gehalt

Eben fand ich einen interessanten Artikel beim Nachrichtensender n-tv: Welche Abschlüsse sich rechnen – Absolventengehälter im Vergleich

Darin äußern sich die Hochschulexperten Harald Schomburg vom INCHER an der Uni Kassel, Kolja Briedis vom HIS und der Geschäftsführer des IW Köln, Hans-Peter Klös, zum Aspekt der Studienwahl und des Studienabschlusses in Bezug auf das spätere Gehalt als Berufseinsteiger sowie langfristig.

Das spätere Gehlat ist nicht nur in Relation zum Studienfach zu sehen, sondern auch zur Art der Hochschule (FH oder Uni) sowie zum Studienabschluss (Bachelor oder Master).

Zunächst belegt die Studie zur Auswertung von etwa 35.000 Absolventen des Jahrganges 2007, an welcher Schomburg mitgewirkt hat,  daß die Gehälter für Bachelors beim Einstiegsgehalt gegenüber Studenten mit längeren Studienzeiten und damit traditionellen  Studienabschlüssen wie dem Diplom im Nachteil sind. Sie müssen mit Abschlägen von 15 bis 20% rechnen. Dahinter verbirgt sich ja letztendlich auch die Akzeptanz des Bachelors bei den Unternehmen. Diese hat alma mater im Rahmen der Detailanalyse „Wie steht es um die Einstiegsmöglichkeiten von Bachelor-, Master- und Diplom-Absolventen?“ untersucht. „Die schwierigen Einstiegschancen für BA-Absolventen könnten zur Konsequenz haben, dass diese mit dem MA einen weiterführenden- und qualifizierenden Studienabschluss erlangen müssen, um ihre Jobperspektiven zu verbessern.“ Die kurze Analyse auf de rBasis der Ergebnisse der Gehaltsstudie 2009 steht nach einer kurzen Registrierung bei alma mater zum Download bereit.

Der Artikel wirdmet sich folgerichtig der Frage, ob langfristig weiterhin eine Einkommensdifferenz zu beobachten ist. „Bei Ingenieuren zum Beispiel ist das nicht so, wie eine Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln ergeben hat: „Nach drei bis fünf Berufsjahren nähern sich die Gehälter an“, erläutert der Geschäftsführer Hans-Peter Klös. Dann erreichen Bachelorabsolventen bei 80 Prozent der 1753 befragten Unternehmen das gleiche Gehalt wie Ingenieure mit Diplom. Der Satz „Der Bachelor ist ein Zweite-Klasse-Abschluss“ ist also nur die halbe Wahrheit.

Den Master (MA) in kurzer Zeit zu machen zahlt sich aus. Nach der Studie der Uni Kassel haben regulär Beschäftigte mit einem Bachelor einer Fachhochschule nach 18 Monaten ein Einkommen von 2635 Euro brutto, bei Uni-Abgängern sind es 2241 Euro. MA-Absolventen liegen mit Werten von 3284 Euro (FH) und 2803 Euro (Universität) deutlich darüber.“

Briedis vom HIS erklärt darüberhinaus, daß Absolventen der Universität gegenüber ihren Kommilitonen von der Fachhochschule langfristig mit ihrem Abschluss mehr verdienen. „So verdienen vollzeitbeschäftigte Uni-Absolventen zehn Jahre nach ihrem Abschluss im Schnitt 64.300 Euro brutto im Jahr – bei der Fachhochschule sind es nur 59.400 Euro. Das HIS hat mehr als 5000 Absolventen mehrmals innerhalb von zehn Jahren befragt.“

Die Differenz im Beispiel sowie anhnad einzelner Fächer führt Briedis letztendlich darauf zurück, daß in Deutschland stark nach dem formalen Abschluss vergütet wird. „Bei den alten Abschlüssen zähle einer der Uni daher oft noch mehr als einer der FH. Die „Demarkationslinie“ werde sich aber verschieben und künftig eher zwischen Bachelor und Master liegen.“

Hingengen überholen FH-Absolventen beim Berufseinstieg mit ihrem Einstiegsgehalt Uni-Absolventen: „1,5 Jahre nach dem Abschluss beträgt das monatliche Bruttoeinkommen von regulär erwerbstätigen Uni-Absolventen im Schnitt 2768 Euro – bei der Fachhochschule sind es 2852 Euro. Und Ausnahmen bestätigen die Regel: So verdienen zum Beispiel FH-Informatiker (77.300 Euro) laut dem HIS nach zehn Jahren im Schnitt deutlich mehr als ihre Uni-Kollegen (70.800 Euro).“

Abschließend stellt der Artikel die Studienfächer in den Mittelpunkt und was man mit ihnen langfristig verdienen kann. Nun, daß Geistes- und Sozialwissenschaftler weniger verdienen als etwa Absolventen der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften), dürfte inzwischen auch dem Letzten klar geworden  sein.

„Hohe Gehaltsaussichten versprechen laut Briedis zum einen die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Maschinenbauer mit Uni-Abschluss etwa haben ein Jahreseinkommen von 76.200 Euro. Aber auch bei Wirtschaftswissenschaftlern von der Uni kann sich das Gehalt mit 77.800 Euro sehen lassen. […] Manche neuartigen Fächer sind dagegen einträglicher als Traditionsdisziplinen: Wirtschaftsingenieure etwa gehören mit mehr als 100.000 Euro im Jahr zu den Topverdienern unter Absolventen.“

Um Irritationen vorzubeugen: Diese Gehaltsaussichten gelten für Studienabgänger dieser Fächer nach 10 Jahren und nicht für den Berufseinstieg. Könnte ja sein, daß jemand auf die lustige Idee kommt, den aus der Praxis weiß man ja, daß der eine oder andere Absolvent dazu neigt, entweder eine viel zu hohe oder viel zu niedrige Gehaltsvorstellung abzugeben…

Insgesamt ist es ein interessanter weil mit Experten- und Fachwissen gespickter Artikel, der Absolventen durchaus Anregungen mit auf den Weg geben kann. Allerdings sollte man grundsätzlich als Absolvent nicht zuallererst auf das Gehalt beim Berufseinstieg schielen, sondern auf das Gesamtpacket, das mit einer Stelle verbunden ist. Sonst kann es nämlich passieren, daß man erst gar nicht in den Genuss eines Jobs kommt.

Johannes vom Gehälterblog

Nach oben