Dickes B oben an der Spree, nicht nur im Winter…
sind die Menschen arm dran. Ein kleine Meldung in der F.A.Z. vom 18.01.2009 machte uns aufmerksam auf eine Problematik, die in letzter Zeit häufiger in den Medien anklang findet und nahezu das Gegenteil von dem darstellt, was mit Gehalt gemeint ist:
ARMUT
„In Berlin ist das Armutsrisiko so hoch wie nirgendwo sonst in Deutschland. Wer in Bayern und Baden-Württemberg lebt, ist dagegen am besten vor Armut geschützt. Das ergab ein Bundesländer-Vergleich der Gütersloher Bertelsmann-Stiftung. Experten warnen, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter auseinandergeht.“ Das schrieb die Berliner Morgenpost als Teaser über ihren Artikel Armutsrisiko ist in Berlin am größten.
Die Welt und AFP meldeten ebenfalls, daß Berlin die rote Laterne innehat. „Insgesamt zeige sich sowohl im Westen als auch im Osten Deutschlands bei Armutsrisiken beziehungsweise sozialer Absicherung ein deutliches Nord-Süd-Gefälle, lautet der Befund der Expertengruppe unter Leitung des Würzburger Wirtschaftswissenschaftlers Norbert Berthold.“
AFP schließt: „Eine Ursache für den Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland ist nach Darstellung der Bertelsmann-Stiftung der jeweils unterschiedliche Anteil junger Alleinerziehender, da diese tendenziell eher von Armut bedroht sind. Während in den neuen Bundesländern den Angaben zufolge im Schnitt rund 35 Prozent aller Unter-20-Jährigen ihre Kinder ohne Partner großziehen, sind es in westdeutschen Flächenstaaten zwischen 16,6 Prozent (Baden-Württemberg) und 22,3 Prozent (Saarland).“
Die Welt stellt fest: „So wiesen auch Rheinland-Pfalz mit sieben Prozent sowie Hessen und das Saarland mit neun Prozent einen relativ geringen Anteil an Transferempfängern auf, hieß es. Damit sei die soziale Absicherung in diesen Ländern überdurchschnittlich hoch. Als Vertreter des Mittelfelds mit einem Anteil von je rund zehn Prozent Sozialleistungsempfängern nennt die Studie Niedersachsen, Schleswig-Holstein und das bevölkerungsreichste Nordrhein-Westfalen. Auch Hamburg (13 Prozent) und als einziges ostdeutsches Bundesland Thüringen (zwölf Prozent) zählen die Forscher zur mittleren Gruppe. Als Schlusslichter führt die Studie vor Berlin die Länder Sachsen und Brandenburg (14 Prozent) sowie Sachsen-Anhalt, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern (17 Prozent) auf.“
Dank der guten alten Zeitung mit den vier großen Buchstaben, nämlich der BILD, wissen wir auch sofort, was das eigentlich bedeutet, wenn die Medien von Armut in Deutschland sprechen.
„Wer gilt eigentlich als arm? Die EU zieht klare Grenzen. Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. In Deutschland sind das bei einem Single 764 Euro im Monat, bei einem Paar ohne Kinder 1376 Euro. Im Osten ist knapp jeder Fünfte (19,5 Prozent) von Armut bedroht, im Westen sind es 12,9 Prozent.“
So schließlich wäre noch zu klären, worauf die Ergebnisse eigentlich beruhen. Der aufmerksame Leser des Gehälterblogs hat die Bertelsmann-Stiftung schon längst entdeckt. Die Ergebnisse beziehen insbesondere auf die Anteil der Bevölkerung in den 16 Bundesländern, die ihr Einkommen über staatliche Transferleistungen generieren und keinem sozialversicherungspflichtigen Job nachgehen (können). Vor allem der Faktor „alleinerziehend“ kann dafür ausschlaggebend sein:
„Das Risiko, auf Unterstützung vom Staat angewiesen zu sein, wird insbesondere durch die sozialen Strukturen sowie die Möglichkeiten sozialer Mobilität bestimmt. Beide Faktoren können die Bundesländer durch gezielte Familien-, Regional-, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik sowie die allgemeine Wirtschaftspolitik beeinflussen“, sagte Vorstandsvorsitzender Dr. Gunter Thielen bei der Vorstellung der Studie. Eine Ursache für den großen Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland ist nach Ansicht der Bertelsmann Stiftung im hohen Anteil junger Alleinerziehender zu sehen, da diese tendenziell eher von Armut bedroht sind als Paare. Dabei schwankt der Anteil junger Alleinerziehender in den westdeutschen Flächenländern zwischen 16,6 Prozent in Baden-Württemberg und 22,3 Prozent im Saarland. In den neuen Bundsländern müssen dagegen durchschnittlich 35 Prozent der unter 20-jährigen Eltern ihre Kinder ohne Partner aufziehen.“
So, das sind Neuigkeiten, die wirklich hart zu verdauen sind, wenn man sie liest. Wollen wir hoffen alles in unserer Macht stehende dafür tun, diese Zustände zu verändern!
Johannes von Gehälterblog