Ich kapier’s nicht: Hatten Sie nicht Ja gesagt? Und wieso tauchen Sie jetzt ab?
Sitzen gelassen, verwundert…
Lieber Two Face! Ich muss Ihnen noch einmal schreiben! Zunächst hoffe ich aber, dass Sie Ihren neuen Spitznamen mögen.
Two Face, ich verstehe, dass die Entscheidung für einen neuen Arbeitgeber weitreichend ist. Ich kenne das Gefühl: Manchmal ist man hin- und hergerissen. Aber musste es so zu Ende gehen?
Wie alles anfing
Alles hatte so schön begonnen. Ich hatte Sie in einem sozialen Netzwerk kennen gelernt. Nach einigen E-Mails verabredeten wir uns zum Telefonieren. Ich spürte Übereinstimmung: Sie suchten eine neue Aufgabe, ich konnte ein tolles Unternehmen empfehlen, das Ihren Wunschvorstellungen zu entsprechen schien.
Ein erstes, vorsichtiges JA
Die Dinge nahmen ihren Lauf: Das erste Telefoninterview zwischen Ihnen und Ihrem potentiellen neuen Chef war erfolgreich und schnell wurde ein persönliches Treffen vereinbart. Einen gemeinsamen Termin zu finden, war nicht einfach – logisch, jeder hatte ja sein eigenes Leben. Sie, lieber Two Face, konnten keinen Urlaub nehmen, weil Kollegen krank waren, dann kamen die Weihnachtsferien dazwischen und zu Jahresbeginn waren Sie und das neue Unternehmen stark eingespannt. Anfang Februar war es endlich so weit: Sie und Ihr möglicher neuer Chef trafen sich persönlich. Als Sie mich abends nach dem Interview anriefen, wirkten Sie begeistert von dem in Aussicht gestellten Projekt, dem Unternehmen und dem Führungsteam. „Wenn das Vertragsangebot passt, dann möchte ich dort anfangen.“, sagten Sie mir.
Das Angebot war ansprechend, Ihr Gehaltswunsch wurde übertroffen. Kurzfristig wurden noch ein paar vertragliche Formalitäten geklärt, ich war überzeugt von einer gelungenen Verbindung. Dass Sie sich nicht Hals über Kopf in ein neues Abenteuer stürzten und noch ein, zwei Nächte drüber schlafen wollten, verstand ich gut. Aber Sie waren sehr interessiert, das betonten Sie.
Erste Unsicherheit, Rückzugstendenzen
Lieber Two Face, was ist dann passiert? Aus der kurzen Bedenkzeit wurde mehr als eine Woche: Ich habe versucht, Sie anzurufen, Ihnen geschrieben. Meine E-Mails, SMS, WhatsApp-Nachrichten – im Nachhinein komme ich mir dumm vor – blieben unbeantwortet. Was hatte ich nur falsch gemacht, dass Sie nicht mehr mit mir sprachen? Ich nahm an, das war’s mit uns und informierte meinen Kunden.
Doch, doch! Ein klares JA!
Plötzlich ein Lebenszeichen. Aufgeregt las ich Ihre Zeilen: Sie hätten doch schon vor einer Woche eine Zusage per E-Mail gesendet. Ihnen sei gerade erst aufgefallen, dass ich versucht hätte, Sie zu erreichen. Sie seien im Urlaub und dort von der Außenwelt vollständig abgeschnitten gewesen. (Heimlich beneidete ich Sie, wahrscheinlich erlebten Sie die waghalsigsten Abenteuer in den tiefsten Kellern von Gotham City; da ist der WhatsApp Empfang sicherlich gestört.) Ab morgen seien Sie jedenfalls wieder in der Zivilisation und Sie freuten sich schon auf den Arbeitsvertrag und die Zusammenarbeit mit meinem Kunden. Ich war im Glück: Nur noch einmal schlafen! Gleich informierte ich das Unternehmen und überbrachte die guten Neuigkeiten. Ihr zukünftiger Chef wollte direkt am nächsten Tag mit Ihnen telefonieren, um alles weitere zu besprechen und bat Sie um Ihren Anruf.
Und jetzt sind Sie weg
Seither habe ich leider nichts mehr von Ihnen gehört, lieber Two Face. Meinen Kunden haben Sie auch nicht angerufen. Im sozialen Netzwerk habe ich gesehen, dass Sie vergeben sind. Das geht in Ordnung: Wenn man sich verbessern kann, warum nicht? Aber warum sagen Sie mir das nicht einfach? Warum tauchen Sie ab? Habe ich Sie enttäuscht? Oder hatten Sie Sorge, mich zu verletzen? Glauben Sie mir, ich kann mit einem Korb umgehen und man kann auch nicht immer erklären, warum es nicht gepasst hat. Aber ich finde, Sie hätten es mir wenigstens sagen können.