Und ständig lockt das Weib – nur nicht bei der Gehaltsverhandlung

In den letzten Monaten geistert immer wieder ein Thema durch die Medien: Gender Pay Gap. Für die unter uns, die nicht jeden Sachverhalt ins Englische übersetzen wollen, handelt es sich bei der geschlechterbezogenen Gehaltslücke um die vermeintliche Kuriosität, dass Frauen für vergleichbare Tätigkeiten nachweislich eine geringere Vergütung beziehen als ihre männlichen Kollegen. Jetzt gibt es dafür sicher nachvollziehbare Gründe wie die Rückkehr in den Job nach einer Babypause, vermehrte Teilzeitarbeit bei Frauen oder „gläserne Decken“, die es in vielen Unternehmen immer noch gibt und die den Aufstieg behindern.

Gehaltslücke - Frau Mann - Gender Pay Gap

In vielen Fällen liegt es aber auch an den Frauen der Schöpfung selbst. Sie sind einfach zu bescheiden und vorsichtig in der Gehaltsverhandlung. Aufgefallen ist mir das erst wieder kürzlich, als ich eine unserer Kandidatinnen um ihre Gehaltsvorstellung gebeten habe. Die junge Dame hat einen Bachelor- und eine super Master-Abschluss von der Uni in Informatik und knapp 5 Jahre Berufserfahrung in der Entwicklung. Damit fällt sie eindeutig in das Beuteschema vieler Unternehmen, denn Frauen in MINT-Berufen sind sehr angesagt im Moment. Gerade die Großunternehmen überschlagen sich ja aktuell mit Karriere- und Recruiting-Veranstaltungen speziell für Frauen in den technischen Berufen und sogar eigene Messen für karriereorientierte Frauen gibt es bereits.

Ich schweife ab, also zurück zur Gehaltsvorstellung der Bewerberin. Ich werde aus Diskretion keine Details nennen, aber der Gehaltswunsch lag gut 5.000-7.000 Euro unter dem marktüblichen Gehalt für einen Young Professional – Software-Entwickler mit Master-Abschluss in der gesuchten Metropole München. Wer hier im Gehälterblog öfters vorbeischaut weiss ja schon, dass in München in der Regel die höchsten Gehälter bezahlt werden. Ich riet der Dame daraufhin, bei ihrer Gehaltsvorstellung gut 15% oben drauf zulegen und sich bei sehr kleinen Firmen oder Startups einen entsprechenden Verhandlungsspielraum nach unten vorzubehalten.

Ach, nur so am Rande. Heute rief bei uns ein männlicher Bachelor-Absolvent, Mitte 20, duales Studium an der FH Darmstadt an und meinte, wir dürften ihn gerne beim Berufseinstieg beraten, aber unter 50.000 Euro Einstiegsgehalt ginge bei ihm gar nichts. Ganz schön selbstbewusst.

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