Strategie für die Gehaltsverhandlung (1)

Immer wieder fragen uns Bewerber: „Wie soll ich in der Gehaltsverhandlung agieren?“. Wie so oft gibt es hier natürlich verschiedene Verhaltensstrategien. Fragt der Arbeitgeber im Vorstellungsgespräch nach den Gehaltsvorstellungen, die ich habe, gibt es grundsätzlich mal vier Reaktionsmöglichkeiten:

  1. Ich nenne mein Wunschgehalt und lege noch ein Sicherheitspolster oben drauf. Der Arbeitgeber will mich sicher runterhandeln.
  2. Ich nenne meine Untergrenze, denn ich will unbedingt den Job.
  3. Ich nenne eine Gehaltsbandbreite, in der sich mein Gehalt bewegen sollte.
  4. Ich druckse rum. „Mhmm … das kommt drauf an, mmhhmm“.

Wie unschwer herauszulesen ist, halten wir bei alma mater die Strategien 1-3 für sinnvoll, von Strategie 4 raten wir ab.

Gerade Berufseinsteigern, die ihren Marktwert noch nicht so gut einschätzen können, weil ihnen der berufliche Hintergrund fehlt, raten wir dringend zu Strategie Nr. 3 und zwar aus folgenden Gründen:

  • Ihr bleibt flexibel und lasst dem Unternehmen einen Spielraum. Gehälter sind sehr stark von verschiedenen Einflussfaktoren (Firmengröße, Region, Branche, Kunden, Konjunktur) abhängig. Eine zu starre Forderung zwingt den Arbeitgeber evtl. die Gespräche abzubrechen.
  • Die überwiegende Zahl der Arbeitgeber ist i.d.R. nicht daran interessiert, die Bewerber runterzuhandeln und zu unfairen Konditionen „einzukaufen“. Warum? Arbeitgeber sind nicht dumm. Sie wissen, dass die Mitarbeiter sich informieren und ggf. einen neuen Job mit besseren Perspektiven suchen. Und das passiert dann meist, wenn der Mitarbeiter richtig eingearbeitet ist. Ein GAU für jeden Arbeitgeber.
  • Ein flexibler Korridor zeigt auf, dass es Euch als Arbeitnehmer nicht nur ums Geld geht. Klar möchte jeder gut bezahlt werden. Arbeitgeber stellen aber lieber Mitarbeiter ein, die nicht nur als „Söldner“, sondern mit Leidenschaft am Werk sind.
  • Das Einstiegsgehalt ist häufig nur eine Leistungskomponente. Viele Arbeitgeber bieten neben dem Gehalt weitere soziale Nebenleistungen. Gerade Berufsstarter sollten auf Weiterbildungsmöglichkeiten, Trainings und weitere Bausteine achten. Damit könnt Ihr Euren Marktwert deutlich steigern und die Jobsicherheit erhöhen.

Eckdaten für die Kalkulation realistischer Gehaltskorridore können Gehaltsstudien wie die von alma mater bieten. Hier könnt Ihr vergleichen, was in verschiedenen Branchen, Regionen und Firmen bezahlt wird. Wichtig ist dann immer noch ein selbstkritischer Blick auf die tatsächliche Eignung für die einzelne Stelle. Passt Ihr sehr gut auf die Pflichtkriterien, bringt sogar Wunschkenntnisse mit, dürft ihr aufrunden. Ist die Stelle interessant für Euch, ihr könnt aber das eine oder andere Pflichtkriterium nicht erfüllen, ist Zurückhaltung angesagt.

Mit diesem Sich-Selbstbewusstsein sollte einem marktgängigen, fairen Gehalt nichts im Wege stehen. Und: Das erste Einstiegsgehalt ist schließlich nicht alles. Seid Ihr erst mal im Job, leistet gute Arbeit und kommt in neue Verantwortung, dann stehen irgendwann auch Gehaltserhöhungen an.

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