Variable Gehälter auch für Berufsanfänger
Ja, ja und noch mal Ja. Variable Gehälter und Boni sind ja derzeit stark in der Kritik. Meist geht es derzeit um die Bonusregelungen für Banker, Manager und Börsen-AG-Vorstände. Damit wir uns klar verstehen, meine deutliche Artikeleinleitung bezieht sich auf variable Gehaltsbestandteile im allgemeinen. Von Bonusexzessen und horrenden Abfindungsregelungen distanziere ich mich klar.
Ich möchte hier für die variable Vergütung eine Lanze brechen.
Jeder kennt den Spruch „Leistung muss sich lohnen“. Der war kürzlich auf vielen FDP-Wahlplakaten zu lesen, ist aber so alt wie die Menschheit. „Leistung muss sich lohnen“ bedeutet aber auch zugleich, dass jemand, der mehr leistet auch mehr Lohn bekommen muss. Logisch, oder?
Jetzt wird es spannend: Paul und Joey haben beide Maschinenbau an der TU München studiert. Beide haben einen guten Abschluss und sind beim Autobauer WMB gelandet. Beide erhalten nach Tarif rund 47.000 Euro (vor der Krise, denn WMB stellt gerade nicht so viele Absolventen ein). Paul feiert gern und muss sich dafür ab 17 Uhr vorbereiten. Joey arbeitet und tüftelt gern, sitzt meist bis 19 Uhr am Arbeitsplatz und entwickelt eine Software, die WMB patentieren lässt. Ist es fair, wenn beide dasselbe Gehalt beziehen?
Variable Gehälter werden zunehmend auch bei Berufseinsteigern kommen. Heute sind sie in Jobs, deren Ergebnisse sich leicht messen lassen schon gang und gäbe. alma mater zum Beispiel bezahlt Berufsstartern seit Firmengründung variable Gehälter. Recruiter sind an Vermittlungen beteiligt und die Vertriebsmitarbeiter an ihren Verkäufen.
Variable Gehälter haben aber noch einen weiteren Vorteil – insbesondere für Berufsstarter. Läuft die Wirtschaft und damit das Geschäft des Arbeitgebers nicht so gut, helfen die variablen Gehälter die Personalkosten zu dämpfen. Das wirkt automatisch verlustmindernd und hilft, Arbeitsplätze zu sichern. Meist sind es ja die jungen Mitarbeiter, die dann zuerst gehen müssen.
Einen entscheidenden Nachteil haben die variablen Bestandteile aber für den Mitarbeiter. Sie sind nicht gottgegeben. Wer nichts leistet, muss mit Abzügen rechnen.
Deshalb wird es Zeit, dass auch die Bonusregelungen in den Finanzfirmen endlich renoviert werden. Heute stand in der FAZ, dass die britischen Firmen Vorreiter sein möchten. Dort sollen die mehrjährigen garantierten Boni abgeschafft werden. Wer hat sich den Quatsch überhaupt ausgedacht?
Es grüßt Jürgen vom Gehälterblog