Erfahrene Wirtschaftsprüfer und Treasurer sind die Vergütungs-Stars im Finanz- und Rechnungswesen

boekhouder26
gefunden bei animaatjes.de

Wir haben auf dem Blog schon länger nicht mehr über die Gehälter im Finanz- und Rechnungswesen geschrieben. Deshalb habe ich mich mal im Internet umgesehen und eine Gehaltsübersicht gefunden, die von der Personalvermittlung Robert Half erstellt wurde. Wichtig vorab: Bei der Analyse wird der Unternehmens-bereich des Finanz- und Rechnungs-wesens beleuchtet und nicht die Finanzbranche mit ihren „Boni-Bankern“. Wer also wissen möchte, wo er mit einem Einstieg im Investment-Banking am besten abkassieren kann, ist mit dieser Gehaltsübersicht falsch beraten. 😉

Die Personalberatung erstellt die Gehaltsübersichten nach eigener Aussage bereits seit 2006 und hat kürzlich die Ausgabe für 2014 vorgelegt. Es handelt sich hierbei nicht um eine repräsentative Vergütungsstudie – das wird gleich auf Seite 2 betont. Für die Gehaltsübersicht sind aber eine Vielzahl von Arbeitgeber- und Bewerberaussagen ausgewertet worden. Und da es sich bei Robert Half um einen der Marktführer in der Vermittlung von Finanzspezialisten handelt, können wir wohl davon ausgehen, dass die Übersicht eine gute Orientierungshilfe darstellt. Letztlich ist das Gehalt immer Verhandlungssache und die wenigsten Menschen verdienen genau DAS Durchschnittsgehalt.

Die gute Nachricht vorab: Robert Half hat die CFO (Chief Financial Officers) oder auf gut deutsch die Kaufmännischen Leiter, zu ihren Zukunftserwartungen befragt. Und die scheinen nicht schlecht zu sein, denn 90% der befragten Manager erwarten eine positive Unternehmensentwicklung, was sich auch bei den Neueinstellungen bemerkbar machen dürfte. Ein Drittel der Befragten wollte im zweiten Halbjahr 2013 neue Stellen schaffen und rund die Hälfte der Befragten hat angegeben, dass sie frei werdende Stellen nachbesetzen wollen. Es wird ja den Finanzexperten gerne nachgesagt, dass sie den „Head Count“ im Unternehmen begrenzen möchten; aktuell scheint das aber nicht der Fall zu sein. Das wollten wir überprüfen und haben mal in der Metastellenbörse ICJobs recherchiert. Am 12. Februar haben wir in der Kategorie „Rechnungswesen, Finanzen, Controlling, Banking“  sage und schreibe 26.392 Stellenangebote gefunden. Bezogen auf die Monatswerte kann der Arbeitsmarkt für Finanzspezialisten den positiven Trend aus 2013 fortsetzen (s. Grafik).

Jobtrend 2013/2014 für Stellen im Finanzwesen und Rechnungswesen
Jobtrend 2013/2014 für Stellen im Finanzwesen und Rechnungswesen

Drei Viertel der von Robert Half befragten Firmen gehen übrigens davon aus, dass es heutzutage herausfordernd ist, qualifizierte Mitarbeiter im Rechnungswesen zu finden; besonders in engen Zielgruppen. Am gefragtesten sind derzeit Finanzanalysten und Finanzmanager, auch das Feld Compliance ist stark umkämpft. Der Buchhalter als „interner Polizist“ ist nicht erst seit den aktuellen Skandalen um Mauscheleien bei Großbanken sehr gefragt. Weniger schwierig sehen die Arbeitgeber das Umfeld Audit, Risk-Management und die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung. Hier scheint das Angebot an Fachkräften größer als die Zahl der Stellenangebote zu sein.

Im Süden scheint für Finanzprofis die Sonne – zumindest finanziell

Robert Half betreibt Büros in vielen deutschen Städten und hat die Verdienstmöglichkeiten regional verglichen. Dabei kam heraus, dass in den süddeutschen Metropolen Frankfurt (114%), Stuttgart und München (beide 111%) die höchsten Gehälter im Vergleich zum Durchschnittseinkommen bezahlt wird. Es folgen Wiesbaden, Düsseldorf, Mannheim und Hamburg (102-105%). Beschäftigte in Köln und Bonn können mit einem Durchschnittseinkommen (98%) rechnen. Auf Abschläge bis 16% müssen sich Finanzspezialisten in den Städten Berlin, Essen und Freiburg einstellen. Warum das so ist? Dazu sagt die Gehaltsübersicht leider nichts. Erfahrungsgemäß spielt hier aber ein Mix aus  verschiedenen Faktoren eine Rolle. Die industrielle Struktur zum Beispiel, der Anteil von Großunternehmen oder Konzernen, die Ballung von Zukunftsbranchen oder margenstarken Unternehmen und nicht zuletzt das Angebot an Fachkräften in der Region.

„Sag mir was Du tust – und ich sag Dir was Du verdienst“

Eine Sache hat mir bei der Gehaltsübersicht sehr gut gefallen. In der Übersicht sind die Gehälter nach verschiedenen Funktionen wie (Junior)-Controller, Senior-Controller, Steuerfachangestellter, Steuerassistent, Wirtschaftsprüfungsassistent, Steuerfachwirt und -berater, Wirtschaftsprüfer, Treasurer und natürlich alle unterschiedlichen Bereiche der Buchhaltung untergliedert. Das ist auch gut so, denn gerade im Finanz- und Rechnungswesen werden Spezialisten sehr unterschiedlich vergütet. Schließlich spreizt sich hier das „Expertentum“ auch sehr weit vom angelernten Buchhaltungssachbearbeiter bis zum promovierten und mehrfach examinierten Wirtschaftsprüfer.

Ferner wird in 5 Ausprägungen nach der Berufserfahrung in den jeweiligen Funktionen unterschieden. Das finde sicher nicht nur ich spitze. Denn es macht einen Riesenunterschied, ob ich gerade mal 2 Jahre im Beruf stecke oder ein erfahrener Buchhalter mit 15 Jahren Berufspraxis bin. In den verschiedenen Funktionsbereichen werden dann auch noch die Führungsrollen vergütungstechnisch analysiert – Leiter Controlling oder CFO zum Beispiel.
Die Treasurer und Wirtschaftsprüfer sind die heimlichen Vergütungs-Stars im Rechnungswesen. Es ginge jetzt zu weit, die ganzen Tabellen abzutippen. Das würden die Leute von Robert Half sicher nicht gerne sehen. Wen es interessiert, der kann sich die Detailanalyse direkt über die Webseite von Robert Half kostenfrei runterladen.

Wo kann ich denn als Finanzexperte nach 6-9 Jahre im Job am besten verdienen?

Wo sind die Vergütungsmöglichkeiten am Besten? Wer sich danach orientiert, sollte möglichst nicht in der „klassischen“ Finanzbuchhaltung einsteigen. Nach 6-9 Jahren Berufserfahrung ist hier bei rund 63.000-73.000 Euro Jahresgehalt das Ende der Fahnenstange erreicht (als Financial Analyst). Als Senior Controller sind schon 65.000-81.000 Euro Jahresgehalt drin. Noch besser sind die Möglichkeiten im Treasury (70.000-85.000 Euro) oder in der Steuerberatung (69.000-86.000 Euro). Wer es schafft, das (schwierige) Wirtschaftsprüfer-Examen abzuschließen, dem stehen zumindest finanziell alle Wege offen. Mehr als die Wirtschaftsprüfer verdienen im Finanzbereich nur noch die Führungskräfte – und die „Bonus Banker“ aus dem Investment-Banking. Aber das ist ja wieder eine andere Geschichte. 😉

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