Karriere-Management ist jedermanns Sache

Gerade lese ich „EGO – Spiel des Lebens“, das neue Buch von Frank Schirrmacher von der FAZ. Ein aufrüttelndes, aber auch ein bisschen anstrengendes Buch, in dem Schirrmacher Parallelen zwischen der Spieltheorie (Das ist ein mathematisch-technologisches Entscheidungssystem aus der modernen Ökonomie) und dem wirklichen Leben zieht und feststellt, wie sich die Ökonomisierung und clevere Spiel- und Winkelzüge in immer mehr Bereiche des privaten Lebens reinpirschen. Die Sozialen Medien kommen auch nicht ungeschoren davon. Als Bettlektüre ist das Buch vielleicht etwas verschwurbelt und schwer verdaulich – der Stoff ist aber interessant und geht eigentlich jeden an.

Vorgestern bin ich in dem Buch über ein Zitat gestolpert, über das ich lange nachdenken musste. Von Andrew Kardagon, BWL-Professor in Berkeley USA, stammt das Zitat: „20 Jahre Erfahrung sind oft nur 1 Jahr Erfahrung, das 20 Mal wiederholt wird.“ Denkt mal drüber nach – da ist was dran.

Warum schreibe ich das auf dem Gehälterblog? Ganz einfach: Wer sich nach einigen Jahren im Beruf nicht mehr weiterentwickelt und einfach die Routine der vergangenen Jahre fortführt und zur Meisterschaft bringt, schafft in der heutigen Zeit vielfach keinen Mehrwert für den Arbeitgeber. Er kommt nicht wirklich voran und warum soll ihm der Arbeitgeber dafür mehr Gehalt bezahlen? Was ist die Argumentationsbasis? Die Zeiten, dass allein für „Seniorität“ mehr bezahlt wird, sind in den meisten Organisationen vorbei.

Und kommen dann noch neue Technologien dazu, Stichwort: Künstliche Intelligenz, Semantische Suche, e-Business, e-Collaboration, Web-Office, Shared Service Centers – dann können Routinejobs ganz schnell gestrichen werden.

Das Fiese daran ist, dass man sich häufig einbildet, mit den Jahren immer besser zu werden. Man bekommt ja i.d.R. auch gutes Feedback von Kollegen und Vorgesetzten. Es kann also nicht schaden, regelmäßig alle 1-2 Jahre kritisch zu prüfen, was denn in der jüngeren Vergangenheit wirklich neu und herausfordernd im Job war. Wer den Eindruck hat, dass hier nichts wesentliches passiert ist, der sollte sich über einen Jobwechsel intensiv Gedanken machen. Dafür muss man gar nicht immer gleich den Arbeitgeber wechseln, denn vielleicht ergeben sich ja auch intern gute Chancen im Rahmen von Job-Rotation etc.

In diesem Sinne freue ich mich auf Euer Feedback.

Jürgen

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