Ein Plädoyer für den Berufseinsteiger

Hochschulabsolventen haben es heuer schwer. Suchen in Jobbörsen und Jobsuchmaschinen liefern häufig dasselbe Bild: Mehrjährige Berufserfahrung, fundierte Erfahrung, zwingend erforderliche Spezialkenntnisse und so weiter und sofort. Hochschulabsolventen können einiges an Argumenten in die Waagschale werfen – Berufserfahrung ist es naturgemäß nicht.

Ein Blick in JOBSTAIRS,  die Jobbörse der Großunternehmen bestätigt diese Analyse. Ein Quick-Search am heutigen Abend hat folgendes Bild ergeben:4.167 Jobs für Berufserfahrene, 3.709 Praktika, 927 Einstiegsjobs für Absolventen.

Die erfahrenen Senior-Fachkräfte in den Unternehmen wiederum klagen häufig über die hohe Last an Aufgaben und Projekten, mit denen sie konfrontiert sind.  Häufig hören wir von unseren Kunden – das sind oftmals Projektleiter und Senior Consultants, für die wir Personal suchen – dass sie eigentlich erst ab 18 Uhr zu ihren eigentlichen Arbeiten kommen. Und nicht wenige räumen dabei ein, dass sie sehr viele Aufgaben erledigen müssen, für die sie eigentlich überqualifiziert sind.

Beispiele gefällig?

  1. Ein Geschäftsführer des Unternehmens schreibt Standard-Arbeitsverträge selbst.
  2. Ein Senior Systemadministrator läuft durchs Büro und installiert Windowsprogramme auf PCs.
  3. Ein Managing Consultant erstellt Detail-Präsentationen in Powerpoint.
  4. Ein Senior Software-Architekt macht Software-Tests.
  5. Ein Geschäftsführer eines mittelständischen Industrieunternehmens gibt Stellenanzeigen in Jobbörsen ein.

Jetzt kommen wir zum springenden Punkt 🙂 :

Sprechen wir mit unseren Kunden über offene Stellen und die Möglichkeiten, die Absolventen bieten, hören wir häufig, dass Berufserfahrung unverzichtbar sei. Wir fragen: Was könnten Ihre erfahrensten Mitarbeiter alles erreichen, wenn Sie jemanden hätten, der sie bei Routinearbeiten entlastet? Sehr viel. Die Produktivität der „alten Hasen“ würde explodieren.

Rechnung gefällig? Ein Senior-Projektleiter mit 100.000 Euro Jahresgehalt wird von einem Junior-Wirtschaftsingenieur zu rund 40.000 Euro unterstützt. Wenn der Projektleiter dadurch nur rund 15 Stunden pro Woche durch Entlastung gewinnt, dann entspricht das 37 % – aufs Gehalt bezogen rund 37.000 Euro. Das ist in etwa das Gehalt des jungen Projektassistenten.

Klar kostet der erfahrene Kollege immer noch 100.000 Euro – nur kann er seine Erfahrung und sein Wissen für die wirklich kniffligen Punkte aufwenden. Können wir davon ausgehen, dass der Mann mehr schwieriges Geschäft für seine Firma bewältigt und zugleich besser motiviert ist? Ich denke schon.

Wenn wir jetzt noch davon ausgehen, dass der Junior vom Senior das Projektgeschäft lernt und nach 2 Jahren selbst ein gestandener Projektmanager ist, den das Unternehmen gut im Projektgeschäft einsetzen kann, dann macht das Unternehmen noch einen zusätzlichen schönen Mehrgewinn.

Wir haben einen Kunden, der genau das macht. Er bildet 6 Monate Junior-IT-Consultants aus, bringt die auf eigene Kosten in Projekte, hält damit seinen teuren Seniors den Rücken frei und nach der Probezeit laufen die „Juniors“ in den Projekten selbständig mit, sammeln eigenständige Erfahrung, bauen Netzwerke in den Kundenunternehmen und holen nicht zuletzt frische Aufträge für das Unternehmen rein.

Also liebe Arbeitgeber: Gebt Berufseinsteigern endlich wieder eine Chance!

Machts gut sagt Jürgen vom Gehälterblog

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